The Pentagram of Set

Glaube an Set

von Don Webb VI°


Eine der irreführendsten und naiven Annahmen, die man über den Tempel Sets zu hören bekommt, ist, dass man ab einem gewissen Grad der Mitgliedschaft irgendwie seinen Glauben beweisen müsste. Dies führt zu solch grotesken Szenarien wie eines Morgens aufzuwachen und zu sagen: "Das ist es. Ich glaube an Set. Hallelujah!" und dann drei Meister des Tempels anzusprechen, um in die Priesterschaft berufen zu werden.

Tatsächlich wurde dieser Unsinn so oft wiederholt, dass ich sogar auf einem Konklave von einer Adeptin angesprochen wurde, die mir fröhlich berichtete, dass sie bereit sei für das Priesteramt, weil sie "an Set glaube". "Das ist nett", sagte ich zu ihr, "Aber glaubt Set auch an Sie?" Es dauerte ein wenig, bis sie erkannte, dass ich es ernst meinte und eine Antwort erwartete.

In der Setianischen Praxis gibt es zwei Dinge, die von jedem realisiert werden, der den Grad des Adepten erreicht:

Es gibt bestimmte Muster in unserem Leben, die fortwährend die Welt beeinflussen - und zu lernen, mit unseren Mustern umzugehen, ist der Schlüssel dazu, sowohl das Selbst als auch die Welt zu verändern. Das heißt nun nicht, dass wir unserem unbewussten Leben erlauben, uns zu beherrschen, sondern dass wir die Muster in unserem Leben dazu benutzen, rational gewählte Edle Ziele zu erreichen. Man könnte sagen, dass wir die Zukunft der Menschheit sind, wenn man Tim Learys Bemerkung Wert beimisst, dass man in der Zukunft das, was man heute Glück nennt, als Können bezeichnen wird.

Unsere magischen Arbeiten beeinflussen tatsächlich die Umstände entsprechend unserem Willen, wenn auch in einer Art, die für uns Mysteriös und Freudvoll ist.

Einige werden letztlich erkennen, dass sie genauso die Objekte in der magischen Arbeit eines Anderen sind, wie auch die Subjekte ihrer eigenen. Sie werden in den Mustern der Weltgeschichte, in den Kreisläufen der Geschehnisse im Tempel und in den seltsamen Zufällen, die die Geschichte der magischen Welt ausmachen, erkennen, dass es einen Magier gibt, der ähnliche Kräfte hat und ähnliche Effekte hervorbringt wie wir, der aber stattdessen ein größeres Ziel verfolgt. Es ist nicht nötig, diesen Durchbruch früh zu haben, und wenn man sich auf seinen "Glauben" verlässt, anstatt eine Sensibilität für Magie zu entwickeln, wird man diesen wunderbaren Schock niemals erleben.

Doch diese Erkenntnis unterscheidet die Menschen. Für einige ist es einfach nur interessant - so wie es interessant sein mag, etwas über die Geschichte des Internets zu lesen.

Andere spüren das wachsende Gefühl, ähnliche Ziele zu verfolgen wie dieser Ältere Magier. Es bereitet ihnen auch Freude, mit ihrer Energie und ihren Anstrengungen anderen dabei zu helfen, zu erwachen und die beiden obengenannten Prinzipien zu erkennen. Aus dieser Gruppe erwächst die Priesterschaft. Aber das Verlangen, anderen zu helfen, ist nicht genug, um Priester zu werden.

Einige jener, die von diesem Verlangen erfüllt sind, betrachten diese Prinzipien und erkennen, dass ihre Anstrengungen wirkungsvoller sind, wenn sie mit dem älteren Magier abgestimmt und in Einklang sind. Indem sie mit Set zusammen arbeiten, erreichen sie bessere Ergebnisse in ihrer Magie zum Vorantreiben der menschlichen Evolution, und diese Ergebnisse können durch die Meister des Tempels gesehen und bewertet werden.

In gewisser Weise glaubt die Priesterschaft somit also an Set - ähnlich, wie ein Seemann an den Ozean "glauben" würde. Doch es gibt einen Unterschied zwischen einem Seemann und einem Mann, der eine Gaststätte an der Küste des Ozeans besitzt, jedoch nie zur See hinausfährt. Beide mögen an den Ozean "glauben", aber der Glaube des einen beeinflusst sein Leben nicht, während er für den anderen das Wichtigste in seinem Leben ist.

Einige Seeleute verstehen die See gerade gut genug, um auf einer Fähre zwischen Insel und Festland zu arbeiten, andere unternehmen lange Reisen; einige sind sich unklar über Weg und Ziel (wie Kolumbus), andere versetzen alle in Staunen (wie Magellan).

Priester spüren Set. Es braucht Jahre der Selbst-Verbesserung und der Entwicklung sowohl rationaler wie supra-rationaler Fähigkeiten, um diesen Zustand zu erreichen - und wie für den Seemann lauern Gefahren. Priester sind keine "wahren Gläubigen."


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(c) 2006 Temple of Set, Übersetzung von RS I°